von Gloria Kupsch
Auf zum ZUPARKEN, dem Surf- und Musikfestival. Sonst eigentlich eher selten auf dem Wasser unterwegs (der Berliner an sich vertraut lediglich der Spree, der Königin aller Gewässer) machten sich vier von uns auf den Weg an die Ostsee.Vollgepackt bis an den Autohimmel fuhren wir die ca. 3h von Berlin aus Richtung Rostock, um bei Ankunft festzustellen, dass der Regen sich nicht länger schön reden lies. Es war nass. Und dunkel. Und bereits 23 Uhr bei unserer Ankunft und nochimmer war an das erste Bier nicht zu denken, galt es doch, die Zelte im Nassen trocken aufgestellt zu bekommen. Ich persönlich wollte in all dem Debattieren und Organisieren lediglich meine Blase erleichtern und stapfte im Dunkeln nichtsahnend voraus auf eine hochgewachsene Wiese. …und landete im Bach. Es war kalt. Und schlammig.Um den Ruf als Trottel zu wahren hatte ich es innerhalb von 10min geschafft, mich von allen auslachen zu lassen. Meine Vans waren klatschnass, schwarz und rochen nach irgendetwas totem. Ich hatte es innerhalb der ersten 10 Minuten geschafft meine Schuhe vollzusiffen. Doch wie der schlaue Skate lernte: Auf Reisen immer zwei Paar Schuhe dabei haben! Irgendwann dann hörte es sogar auf, die Zelte standen, Glori hatte wieder trockene Sachen an, also ging es daran, den ersten Kasten zu eröffnen. Nachdem dem Genüge getan wurde, ging es dann auf die Open-Air-Party an der großen Bühne, auf der soeben verschiedene Djs auflegten und die ersten Gäste schon besoffen auf Autodächern tanzten. Insgesamt ein Riesenspaß bis drei Uhr Nachts, als es anfing zu regnen. Nochmal. Nein, es schüttete. Es goss. Es verprügelte uns mit fetten Tropfen die ihrer Beschreibung spotten. An ein trockenes „nach Hause“ kommen war nicht mehr zu denken, nach den 400m bis zum Zelt war keine Faser mehr wasserfrei. …und unser Zelt stand unschuldig im Nassen (es stellte sich heraus, dass wir es im Dunkeln in einer Senke aufgebaut hatten), unsere improvisierte Autoplane hatte sich gelöst, woraufhin Sophia geschlagene 30 min von außen die Plane sicherte, während ich drinnen mit Klopapier versuchte den Boden zu trocknen und Barierren zu errichten. Hach. Aber dann: Der erste Tag. Sonne pur. Gut gelaunte Menschen krochen auf dem Weg zum Frühstück aus VW-Bussen und Zelten und lächelten. (Eine Sache, die einen Berliner verblüfft.) Und ab 12 dann endlich wurde gerollt. Eher als Randbespaßung der Surfer angedacht, nutzten wir Berliner die unglaublich schöne Strecke der Straße der Solidarität (2,6km, Topspeed 60km/h völlig einsichtige Kurven, gesperrte Strecke, Shuttlebus,) um den ganzen Tag an der Speedhocke zu feilen oder Carven bei höherer Geschwindigkeit zu verbessern. Immer mehr kamen auf die Idee sich mal abwärts zu wagen (der gemeine Rostocker scheint eine gesunde Skepsis vor Abfahrten zu hegen) und so waren wir in der Mitte des Tages um die 40 Fahrer, die den Trubel auf dem Wasser, die Surfwettkämpfe und die Hangtan-Contests völlig ignorierten. Das anschließende Grillen war schlichtweg herrlisch, immerhin hausten wir direkt am Strand, 20m vom Wasser entfernt. Die nächtliche Party toppte die vorangegangene um ein vielfaches, was sowohl an den sehr unterschiedlichen, als auch wirklich sehr guten Bands lag. Anschließend erklommen wieder die Djs die Bühne, Pick-Ups rollten in die Menge und ich persönlich tanzte mit nicht mehr ganz klarem Blick eine laaange Zeit auf dem Auto, wobei die springende Menge einem die Freude bot, endlich ein mal so eine Autofelge mit den Sohlen fühlen zu dürfen. Am Sonntag dann herrschte gemütliche Aufbruchstimmung. Nach und nach rollten Busse davon, einige kiteten noch, andere nutzten den Wind beim Surfen, eine kleine Gruppe sah man zusammen beim Stand-Up Paddling. Joe und ich dagegen nutzten die Strecke solang das nur möglich war. Zwar gab es den Shuttle nicht mehr, doch irgendwer nahm einen beim Verlassen des Geländes immer mit nach oben. Und auch die Gefahr der entgegenkommenden Autos hielt sich in Grenzen, da alle brav auf ihrer Spur blieben und sich somit keiner in die Verlegenheit begab, sein abgeflachtes Profil von einer Windschutzscheibe kratzen zu müssen. Alles in allem: Geiles Surfevent, das auch uns Rollbrettsurfer begeisterte. Nächstes Jahr werde ich mich vielleicht sogar mal auf dem Wasser versuchen, allerdings nur, wenn die Asphaltstrecke nicht zu verlockend ist. Danke auch an Karina, meine bezaubernde Mitfahrgelegenheit-Bekanntschaft, die mich überhaupt erst eingeladen hatte. Zuparken, wir kommen wieder!
Die schönen bilder stammen von :http://www.flickr.com/photos/supremesurf